- anthropisches Prinzip
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einen engen Zusammenhang zwischen den Naturgesetzen, dem Kosmos und der menschlichen Existenz postulierendes Prinzip der Naturwissenschaft, insbesondere der Kosmologie. Es wurde in seiner schwachen Version 1961 von dem amerikanischen Physiker R. H. Dicke (* 1916, ✝ 1997) vorgeschlagen: Weil es im Universum Beobachter gibt, muss das Universum Eigenschaften besitzen, die die Existenz dieser Beobachter zulassen (schwaches anthropisches Prinzip). In einer weiter gehenden (hypothetischen), von dem britischen Physiker Brandon Carter (* 1942) 1973 formulierten Form lautet es: Das Universum muss in seinen Gesetzen und in seinem Aufbau so beschaffen sein, dass es irgendwann unweigerlich einen Beobachter hervorbringt (starkes anthropisches Prinzip).Das anthropische Prinzip bringt die Erkenntnis zum Ausdruck, dass die unterschiedlichen Ebenen des Aufbaus unserer Welt - vom Mikrokosmos über die verschiedenen Zustandsformen der Materie, die verschiedenen Formen des Lebens (Zellen, Organismen) bis hin zum Makrokosmos (Planeten, Sterne, Galaxien) und dem Universum als Ganzem - und die in diesen Ebenen ablaufenden Prozesse sowie die Entstehung und Entwicklung von Leben eng zusammenhängen und durch eine Fülle mehr oder minder enger Beziehungen zusammenwirken. Danach sind die Naturgesetze und die in der Natur vorkommenden Wechselwirkungen einschließlich der in sie eingehenden universellen Naturkonstanten mit ihren gegebenen Zahlenwerten so beschaffen, dass Leben (speziell menschliches) in der Vergangenheit unseres Weltalls entstehen konnte oder musste. So liegt die Gravitationskonstante genau in jenem Bereich, der die Bildung des Sonnensystems zuließ; die die vier Fundamentalkräfte (Wechselwirkung) bestimmenden Konstanten sind derart, dass die Bildung komplexer Moleküle und damit die Entstehung des Lebens möglich war und ist. Schon eine geringe Änderung der Werte der Naturkonstanten würde ein anderes Weltall liefern, in dem die Entwicklung und die Existenz von Leben unwahrscheinlich oder sogar unmöglich wäre.R. Breuer: Das a. P. (1981);
Universal-Lexikon. 2012.